Immer wieder interessant für viele Unternehmer, die einerseits vor Investitionsentscheidungen stehen oder auch den Kontokorrentrahmen erweitern würden, ist das Thema Bankenrating. Was versteht man darunter und wie bereitet man sich darauf vor?

Unter Rating versteht man die Einschätzung des Kreditnehmers hinsichtlich seiner Fähigkeit, seinen Verpflichtungen im Lauf der nächsten 12 Monate vollständig und rechtzeitig nachzukommen. Diese Risikoeinschätzungen gibt es grundsätzlich schon viele Jahre. Die Intensität und Konsequenz, mit der Banken diese Risikoeinschätzung vornehmen müssen, hat jedoch spätestens mit im Basel II-Kontext zugenommen.

Banken verwenden dafür standardisierte Verfahren. Die Ratingstufen selbst sind in den unterschiedlichen Banksektoren nicht identisch oder direkt vergleichbar, die betrachteten Kriterien sollten es im Wesentlichen aber sein.

Man unterscheidet externes Rating von internationalen Ratingagenturen mit hohen Anforderungen und Kosten für das Unternehmen und internes Rating, bei dem sich die Bank selbst im Rahmen des eigenen Ratingverfahrens eine Meinung bildet. Wir beschäftigen uns in weiterer Folge ausschließlich mit dem internen Rating.

Ratingkriterien

Wirtschaftliche Situation

Anhand der vorliegenden Bilanzen oder Einnahmen-/Ausgabenrechnungen (bzw. Einkommenssteuererklärung/ -bescheid) werden aussagekräftige Kennzahlen aus den Bereichen Vermögenssituation (z. B. Eigenkapital) und Ertragssituation (z. B. Cash Flow) ermittelt. Folgende Kennzahlen sind von besonderer Bedeutung:

  • Eigenkapitalquote
  • Schuldentilgungsdauer
  • Kapitalrentabilität
  • Netto Cash Flow

Diese Kennzahlen vermitteln einen guten Gesamteindruck über die wirtschaftliche Lage eines Unternehmens. Sie bieten eine zuverlässige Aussage über die finanzielle Stabilität (Eigenmittelquote und Schuldentilgungsdauer), aber auch über die Ertragskraft (Gesamtkapitalrentabilität und Netto-Cashflow-Rate) des Unternehmens.

Die Information über die Vermögenssituation (Verhältnis Vermögen zu Schulden) ist gerade bei Kunden mit E/A Rechnung bzw. Veranlagung zur Einkommenssteuer oder bei steuerlicher Pauschalierung von wesentlicher Bedeutung für das Ratingverfahren.

Zahlungsfähigkeit (Rückzahlungsfähigkeit bestehender Verbindlichkeiten)

 

Da die Zahlungsfähigkeit eines Kunden bei der Beurteilung der wirtschaftlichen Situation und der Ausfallwahrscheinlichkeit eine zentrale Rolle spielt, wird diese nochmals konkret berechnet und beurteilt. Dabei wird bei natürlichen Personen auch die private Situation (zusätzliche Einkünfte bzw. Kosten der privaten Lebensführung) mit berücksichtigt.

Es wird analysiert, ob alle Verpflichtungen (betriebliche und private) pünktlich erfüllt bzw. in angemessener Frist getilgt werden können.

Kontoverhalten

Dieser Bereich wird vor allem bei kleinen Unternehmen unbewusst vernachlässigt, indem viele Transaktionen in bar und nicht über das Konto abgewickelt werden. Für das Rating sind aber Häufigkeit und Höhe von Einzahlungen/Eingängen durchaus von Bedeutung. In vielen Fällen spiegelt das Zahlungsverhalten eines Kunden sehr genau seine wirtschaftliche Situation wieder. Betrachtet wird hier unter anderem:

  • Höhe und Häufigkeit von Überziehungen,
  • Entwicklung der Kontoumsätze
  • Vorliegen von Mahnungen
  • Limitnutzung

Bonitätsbeeinflussende Faktoren

Neben den quantitativen Merkmalen (Hard Facts) werden auch qualitative (Soft Facts) für die Analyse herangezogen. Dabei handelt es sich um eine bankinterne Einschätzung der Situation des Kunden in seinem beruflichen/betrieblichen Umfeld, d.h. in den Bereichen Unternehmer-, Unternehmens-, Branchen- und Marktsituation. Folgende Kriterien werden z. B. analysiert:

  • Vorliegen von Abgabenrückständen (Finanzamt, Krankenkasse)
  • Rechnungswesen (Aktualität, Aussagekraft)
  • Unternehmensführung/Management
  • Nachfolgeregelung
  • Abhängigkeit von Kunden
  • Abhängigkeit von Lieferanten
  • Zwanghafter Investitionsbedarf (rechtliche, technische Notwendigkeit)
  • Wettbewerbsposition im Vergleich zur Konkurrenz
  • Zukünftige Marktentwicklung

Je größer ein Unternehmen ist, desto mehr Bedeutung wird den Hard Facts, d.h. den betriebswirtschaftlichen Kennzahlen zukommen. Je kleiner ein Unternehmen ist, desto stärker ist der Einfluss der Soft Facts und vor allem des Kontoverhalten.

Bei Neugründung wird das Unternehmen im Regelfall einer Ratingklasse zugeordnet, bis erste wirtschaftliche Unterlagen vorliegen.
 

Auswirkungen

Das Rating kann Auswirkungen auf Kreditzinsen und Besicherung von Finanzierungen haben. Je besser das Rating desto eher wird die Bank bereit sein, bei geringeren Besicherungsmöglichkeiten trotzdem weiter zu finanzieren. Umgekehrt: Je schlechter das Rating, desto wichtiger wird die Besicherung bzw. kann es sogar dazu führen, dass die Bank nicht mehr weiter finanzieren kann.
Das Rating eines Unternehmens hat auch Auswirkungen auf die Bank selbst. Ein schlechtes Rating führt zu höheren kalkulatorischen Risikokosten für die Bank und damit unter Umständen auch zu einem höheren Zinssatz für den Kunden.
Seien Sie daher am Laufenden, wie die Bank Ihr Unternehmen einschätzt. Nur so können Sie auch richtig und vorausschauend darauf reagieren.
 

Für Rückfragen sowie die optimale Aufbereitung Ihrer Bankunterlagen stehen wir Ihnen gerne bei einem persönlichen Gespräch zur Verfügung!